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Ringknipser-Tour mit Special VIP Guest

Zu dieser besonderen Ringknipser-Tour muss ich erst einmal ein bisschen ausholen. Meine Frau Tânia ist ja bekanntermaßen Portugiesin, meine Schwiegereltern sind dementsprechend Portugiesen und leben heute nicht mehr in Lissabon, sondern auf einer Art Finca an der Atlantikküste Richtung Algarve.

Mein Schwiegervater Raul ist nicht nur ein riesiger Motorsport-Enthusiast, sondern hat auch eine hochinteressante Motosport-Vergangenheit. Er hat nämlich früher, in den 80ern und 90ern, beim portugiesischen Fernsehen im Bereich Sport und Motorsport gearbeitet, erst als Kameramann, später als Regisseur. Dabei hat er u.a. auch die Übertragungen der F1-Rennen aus Estoril erst gefilmt, dann als Regisseur verantwortet. Als Kameramann hat er z.B. die Kamera auf dem Kran am Ende der Start- und Zielgeraden bedient und einige ikonische Aufnahmen gemacht, die man heute noch auf YouTube findet. Er hat dabei viele Rennfahrer persönlich kennengelernt, unter anderem auch sein eigenes Idol, den unvergessenen Ayrton Senna. Wer sonst?

Leider hat die langjährige Arbeit mit den seinerzeit riesigen und unglaublich schweren Kameras auf seiner Schulter viel gesundheitlichen Schaden angerichtet und er hat heute häufig Probleme, lange zu laufen. Deshalb haben wir bei dieser Tour nur die notwendigen Strecken zurückgelegt und aus Rücksicht keine weiteren Experimente gemacht und waren leider auch nicht im Fahrerlager. Dazu aber gleich mehr.

Wie kam es zu dieser Tour?

Ich muss nochmal ausholen. Wie jeden Sommer wollten wir unseren Urlaub bei meinen Schwiegereltern verbringen. Dieses Mal war eine Sache anders, wir würden wieder mit dem Auto fahren, aber nach drei Wochen unsere Tochter Carolina dort lassen, damit sie noch drei weitere Wochen das wundervolle Portugal mit Oma und Opa, ihrem etwas älteren Cousin, Pool, Meer und Sonne genießen könnte. Hier in Siegburg wäre es, da wir beide natürlich wieder arbeiten müssen, sehr langweilig für sie geworden. Der Plan war dann, dass sie mit Oma und Opa und Cousin am Ende der Sommerferien mit dem Flugzeug zurückkommen würde. Da sie von der Grundschule auf das Gymnasium gewechselt hat, hat sie sich wieder eine Art Einschulungsparty mit Oma und Opa gewünscht. Dies hatte sie nach ihrer Einschulung kurz vor Corona auch, und sie wünschte sich das sehr zu wiederholen. Auch wenn es so ja eigentlich nicht üblich ist.

Jedenfalls haben wir alles geplant und gebucht und dann habe ich festgestellt, dass das Wochenende, an dem meine Schwiegereltern hier sein würden, genau das DTM-Wochenende am Nürburgring sein würde. In den letzten Jahren habe ich Raul immer so viel vom Nürburgring und unseren Ringknipser-Touren inklusive Bierchen und Würstchen erzählt, dass er sich seinen Traum, einmal zum Nürburgring zu kommen, schon seit sehr langer Zeit endlich erfüllen wollte.

Somit habe ich kurz mit Nico gesprochen, Tickets gebucht und wir (Tânia und ich) haben das Ticket Raul als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk (er hat Ende Oktober Geburtstag) überreicht. Seine riesige Freude wurde nur noch von der Sorge übertroffen, die richtige Kleidung im Flugzeug mitzubringen. Wie Recht er mit seiner Sorge hatte, konnte man da beim besten Willen noch nicht ahnen. Außer man denkt nicht es ist August, sondern: es ist der Nürburgring mit seinem ganz eigenen Wetter…

Na, jedenfalls sind alle dann gut über Lissabon und Köln-Bonn angekommen, und unserer nächsten Ringknipser-Tour stand nichts mehr im Weg. Ach so, außer dass Tânia und ich am Samstag vor der Tour eine ganztätige Hochzeit fotografiert hatten und ich nachts noch Fotos sichern, Batterien laden, Karten formatieren, Equipment reinigen und neu packen musste. Wenig Schlaf, aber ging schon.

Die Tour

Am Sonntagmorgen habe ich Raul am Hotel hier in Siegburg abgeholt, dann Nico bei sich und los ging es. Da, und da kommt das Thema wieder, die Wettervorhersage leider doch nicht so prickelnd war, hatten wir schon warme und grob wetterfeste Klamotten dabei.

Die Fahrt war schön und entspannt, Raul zeigte sich begeistert von der für August immer noch sehr grünen Schönheit der Eifel. Nachvollziehbar, denn trotz der jahrelangen Dürre ist es hier immer recht grün. Auch ein Fuchs schickte uns beim Vorbeifahren einen Guten-Morgen-Gruß.

Am Parkplatz angekommen, gab es wie immer erstmal ein Käffchen und Nico’s legendäre Frühstücks-Überraschungen, bei denen er sich mal wieder selbst übertroffen hat. Auch wenn ein paar Gurkenscheiben auf dem Parkplatzboden landeten. Aber diese Form der morgendlichen Stärkung bei unseren Tagestouren ist ein absolutes Muss!

Frisch gestärkt sind wir dann den, aufgrund des weit entfernten Parkplatzes, dieses Mal recht langen Weg zu unseren Plätzen gelaufen. Normalerweise haben wir zuletzt immer auf Parkplatz B4 geparkt, also ganz nahe an der T4. Heute waren wir aber gezwungen, auf A2 oder sogar A1 zu parken (weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr genau). Von hier hat Raul noch gut mitlaufen können, erstmal kein größeres Problem. Wir hatten unsere Plätze auf der Tribüne T4a gebucht, also der AMG-Tribüne mit bestem Blick die Start-Ziel-Gerade hinauf. Exakt diese Plätze hatten wir bei der Nürburgring Classic im Mai schon mal angetestet und für sehr gut befunden. Langes Objektiv vorausgesetzt, würde ich mal sagen. Wobei, 70-200 reicht hier auch.

Next:

Auf der Tribüne

Auf der T4a haben wir dann unsere Plätze eingenommen und los ging es mit Training der ADAC GT4, dann Training DTM, dann folgten die Rahmenrennen:

  • NXT Gen Cup (Elektroserie, unspektakulär)
  • BMW M2 Cup
  • ADAC GT4
  • Porsche Carrera Cup

Dies war alles sehr spannend und toller Motorsport.

Zwei Dinge, zum einen machte ich mir natürlich etwas Sorgen wegen Raul und der Sitzerei auf den Plastikschalen der Tribüne. Er lässt sich ja nie etwas anmerken, aber besonders komfortabel und einfach war es für ihn sicher nicht.

Dann, einer der Gründe, weshalb Nico und ich zumindest 2024 nicht zur DTM gehen wollen, man hat halt nur einen festen Platz und kann nicht, wie bei den anderen Rennen, auch mal die Tribünen und Plätze wechseln und damit natürlich auch keine unterschiedliche Fotoperspektiven nutzen. Von den DEUTLICH höheren Ticketpreisen mal abgesehen. Natürlich ist es auch proppenvoll, allerdings ging es dieses Mal. Ob es am Wetter lag? Dazu gleich mehr.

Wir sind dann bewusst etwas antizyklisch schon früh futtern gegangen, haben die LEGENDÄREN T4 Fritten-Currywurst-Mayo und drei Bierchen geholt und Raul ließ es sich natürlich nicht nehmen, uns

einzuladen. Und endlich konnte er sich mal selbst davon überzeugen, wie Klasse das alles am Ring wirklich ist! Die Idee rechtzeitig zu gehen war goldrichtig, denn nur zwei Minuten später waren die Schlangen an den Buden schon 20-30 Meter lang.

Persönliche Anmerkung: die Ringknipser sind ja auch aktiv in der Erinnerung an die Touren zum Nürburgring mit unserem viel zu früh verstorbenen Vater. Ich habe mit meinen Schwiegereltern – anders als viele andere – unglaubliches Glück, wir verstehen uns hervorragend, ich bin für die beiden wie ein echter Sohn. Und beide haben schon auch so eine Art Elternrolle bei mir, vor allem Raul. Schwer zu beschreiben, ist aber so. Und deshalb war es für mich auch etwas ganz ganz Besonderes, diese Tour hier mit ihm und mit meinem Bruder gemeinsam machen zu können. Wirklich ein Highlight für mich! Besser wäre es nur noch gewesen, wenn auch unser Vater, der sich übrigens blenden mit Raul verstanden hat, hätte dabei sein können!

Dann folgte das DTM-Rennen. Es war super, die neuen DTM-Autos sind mega. Aber: wir sind dann direkt mit dem Ende des Rennens gegangen. Eigentlich war der Plan auch noch die DTM Klassik zu schauen nach dem Hauptrennen, aber wir wollten nur noch nach Hause bzw. ins Hotel. Denn kommen wir mal zum Knaller des Tages:

Das Wetter

Zusammengefasst: es war in großen Teilen des Tages einfach nur scheiße! Sowas hatten wir echt sehr sehr lang nicht erlebt. Man muss sich das mal vorstellen, wir sind im August, in einer Zeit, wo ein Hitzerekord den anderen jagt, wo wir auch bei den vorherigen Touren des Jahres nur Kaiserwetter hatten, wo es vorher die ganze Zeit heiß und immer sonnig war, am Nürburgring. Und was ist? Eifelwetter von seiner aus sommerlicher Sicht bescheidensten Seite: heftiger Sturm, mega Regen und jetzt kommt es: HAGEL!!

Wir haben phasenweise nur zusammengekauert auf unseren Sitzen ausgeharrt, die Schirme, die wir glücklicherweise dabeihatten als Schutz links von uns gehalten, weil der Regen teilweise waagerecht kam. Es war echt fies kalt und usselig! Und man kann konstatieren: Raul war völlig traumatisiert. Hagel im August, das war zu viel! Und da wir dann auch nasse Buchsen und klamme Klamotten und eiskalte Hände hatten, sind wir eben auch direkt mit Ende vom Rennen aufgebrochen. Auf die Idee kamen natürlich auch andere, aber die Abreise war dennoch völlig entspannt und OK.

Allerdings ist Raul der weite Weg zurück zum Auto dann doch sichtbar schwer gefallen. Selbstverständlich versucht er sich nie etwas anmerken zu lassen, aber ein bisschen kenne ich ihn ja auch… Es gibt hier bei so einer Veranstaltung aber auch nicht wirklich eine Möglichkeit, irgendwo zu warten und dann mit jemanden mit dem Auto einsammeln zu kommen. Naja, wir haben es trotzdem geschafft und freuten uns sehr über die Heizung und die Sitzheizung im Auto.

In Siegburg haben wir Nico bei sich abgesetzt, Raul ist erst mit zu uns gekommen und dachte es ginge alles, ist dann aber doch erst einmal wieder zurück ins Hotel, kleines Päuschen usw. machen. Mit bald 76 darf man das auch nach so einem Tag. Mit 51 aber auch… :-D

Wir haben es uns abends dann warm, lecker und gemütlich gemacht! Ich glaube ich habe bi shierhin unterschlagen, dass der 06.08. auch Tânia’s und mein Hochzeitstag ist. Von daher haben wir es einfach schöne ausklingen lassen. Und am nächsten Tag kehrte der Sommer wieder…

Fazit

Trotz des Wetters eine weitere unvergessliche Ringknipser-Tour! Selbst bei bescheidenen Wetterverhältnissen und durch den Platzzwang nicht optimalen fotografischen Bedingungen: der Ring ist halt IMMER einen Besuch wert! Und ja, es war kalt und stürmisch und nicht optimal und für einen Portugiesen sicher ein Erlebnis der anderen Art. Ich selber fand es dann doch gar nicht soooo schlimm, allerdings bin ich da auch deutlich belastbarer als so manch anderer und habe sicher auch eine schützende Fettschicht wie ein Seelöwe oder so :-D. Und dann: nicht alltägliche Fotos der Rennautos in der apokalyptischen Szenerie trösten auch etwas.

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