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Ringknipser Ticket

Endlich wieder zum Nürburging

Endlich! Nach einem guten halben Jahr. Wir konnten es kaum erwarten, unser Auftakt für die Saison: die Nürburgring-Langstrecke NLS, Rennen Nr. 2 des Jahres.

Unser erklärtes Ziel für 2023: möglichst oft hin, möglichst viel (verschiedene) Renn-Action mitnehmen. Doch wie das so ist, müssen wir mal schauen was geht. Beruf. Familie, Urlaube usw. Na Ihr wisst schon.

Doch der Reihe nach.

Initiiert wurde der erste Besuch am Ring durch mein Weihnachtsgeschenk 2022 von Nico, Doro, Mats und Ole: das Ticket für das NLS Event am 01.04.23. Somit war das klar, einzig Extremwetter und dadurch kein Rennstart oder Krankheit hätten uns abhalten können zu gehen.

Vorfreude

In den Wochen vor dem 01.04. wuchs die Vorfreude, wir haben uns aber auch gegenseitig ordentlich gepusht. Jeden Tag wurde auf die Wettervorhersage geschaut (in dem Wissen, dass es so sein wird wie es auch kam: komplett anders :-D). Und wir haben uns wochenlang den Kopf zerbrochen, welche Technik mit an den Ring soll.

Foto-Equipment

Das Ganze gipfelte darin, dass Nico sich nach langem Überlegen, Bewerten usw. tatsächlich zum Sprung ins Vollformat-Lager entschlossen hat. Die mittlerweile wirklich legendäre Sony Alpha 7 III nennt er nun sein Eigen. Speicherkarte, Akku und ein Canon-Adapter dazu. Die Idee war, Canon EF-Objektive von uns zu adaptieren, so dass er z.B. das 70-200mm 2.8 IS und das 24-70mm 2.8 leihen könnte. Und ein Sigma 50mm 1.4 noch dazu. Bei seinen Tests bewahrheitete sich dann aber unsere schon gehegte Befürchtung: Adapter sind generell hakelig, aber Hersteller-übergreifend leider kein Traum. Also hat Nico sich kurz entschlossen noch ein Sony 85mm 1.8 geholt, eine fantastische Kombi, wie sich herausstellen sollte. Weitere Objektive sind wohl geplant…

Bei mir kamen die R5 und R6 in den (extra für die Saison neu angeschafften Lowepro TacticPro 450AW II) Rucksack. Dummerweise habe ich Depp beim Laden der Akkus und checken der Speicherkarten am Abend zu vor die beiden R6 verwechselt. Ich wollte die Mark II mitnehmen und ein erstes Mal am Ring dem Feldtest unterziehen. Habe ich aber erst gemerkt, dass es die falsche Kamera war, also ich sie auf der T4-Tribüne rausgeholt habe. Selber schuld! Nächstes Mal. Dazu ein RF 15-35mm 2.8, unser nagelneues RF 70-200mm 2.8 und natürlich das RF 100-500 Blende irgendwas. Die GoPro hatte ich auch in der Tasche, habe sie aber nicht genutzt. Dumm eigentlich. War dann doch wieder verdammt schwer, aber der Lowepro ist schon echt genial, nicht nur was den Tragekomfort angeht.

Sonstige Ausrüstung bei uns beiden: WARME Klamotten, inkl. warmer Wanderstiefel plus zweites Paar zum wechseln für den vermuteten Matsch an der Nordschleife. Thermoshirt, Hoodie, Fleecejacke, Trecking-Jacke (extra vorher frisch imprägniert), Schal, Mütze (die später für eine Lacher sorgen sollte, da meine permanent hochrutschte und ich aussah wie ein Schlumpf). Und Handschuhe.

Nico war wie immer der Verpflegungs-Manager. Was so etwas wie ein 1A-Gütesiegel bei unseren Touren ist!

Anfahrt

Dann ging es endlich los. Am Samstagmorgen ab ins Auto, rüber zu Nico, seinen Foto-Rucksack und weitere Sachen sowie seine legendäre Kühlbox (was mochte da wohl drin sein) in den Kofferraum und ab auf die Piste. Die Fahrt zum Ring ist ja immer sehr entspannt, Samstagmorgens ist meistens nicht viel los. Besonders das Stück nach der Autobahn durch die Eifel ist immer ein Traum, egal zu welcher Jahreszeit.

Wir sind dann angekommen und zu unserem regulären Parkplatz gefahren. Die Anfahrt war dieses Mal andersrum, habe ich nicht gemerkt sondern bin elegant um ein Fahrzeug herum gefahren, welches gerade erklärt bekam, man möge doch bitte wenden. Hat die Jungs am Eingang aber nicht interessiert.

Endlich am Ring

Auf dem Parkplatz haben wir dann erst einmal in Nico’s Wundertüte gegriffen (im wahrsten Sinne des Wortes) und leckerst gefrühstückt und ein Käffchen geschlorkt. Frisch gestärkt sind wir dann rüber, als erstes mal auf die T4 unten ganz links zum klarkommen und „einschießen“. Da habe ich dann auch gleich meinen Faux Pas mit der falschen R6 bemerkt. Ach so, stilecht hatten wir uns zwei kleine Bierchen am Stand unter der Tribüne geholt, der zu unserer Überraschung schon geöffnet hatte. Sauteuer und wieder mit Pfand, aber SO GUT! Der Mann hinterm Tresen schien aber auch etwas irritiert, dass wir Bier und keinen Tee bestellt haben.

Nach der T4 sind wir dann nochmal zurück zum Auto bzw. Parkplatz und haben dort zum einen Equipment (wie die R6) gelassen, welches wir sicher waren doch nicht mehr zu brauchen und deshalb auch nicht mitschleppen wollten (keine Angst, sicher und versteckt im Kofferraum). Kleinigkeit getrunken, den gewonnen Platz in den Rucksäcken mit je einer eiskalten Dose Bitburger gefüllt und ab zurück zur Strecke. Zur T4 sind wir dieses Mal dann nicht mehr zurückgekehrt.

Im Fahrerlager

Wir sind also gleich rüber ins Fahrerlager, rumschlendern, Fotos machen, staunen, Autos bewundern, unsere neuralgischen Spots checken. Dann hat Nico eine Box ausgekundschaftet durch die wir dann in die Boxengasse geschlingelt sind. Es ist immer wieder bewundernswert, wie die Team-Mitglieder in dem ganzen Chaos und Durcheinander und so vielen Menschen Ruhe und Übersicht bewahren und ihre Jobs machen. In der Boxengasse dann das Übliche, durch die Leute schlängeln, Fotos machen, Rücksicht auf andere Fotografen nehmen, sich über die ärgern die das nicht tun (im Übrigen sind das tatsächlich meist die akkreditierten Fotografen. Suckers!). Aber es ist immer wieder toll, muss man einfach sagen!

Bossengasse und Startaufstellung

Dann sind wir durch eine andere Box zurück ins Fahrerlager und waren dann mit einer Punktlandung am Durchlass in die Startaufstellung. Da wir mit die ersten waren hatten wir zuerst super Plätze. Zuerst. Denn es füllte sich doch recht schnell und als die ersten Autos kamen war es gut voll und wieder ein bisschen ein Ritt auf der Rasierklinge, gute Fotos von den einfahrenden Autos zu bekommen. Ich finde, es hat sich gelohnt. Die Ergebnisse seht Ihr ja wie immer in unserer Fotogalerie. In der Startaufstellung zu sein ist echt genial, mittendrin in dem irren Gewusel vor dem Rennen. Man beobachtet so viele Details. Es macht einfach nur Spaß!

Es hat übrigens immer wieder mal gewindet und genieselt, aber unser Equipment und wir können das ab!

Start und Lieblings-Spots

Als wir dann genug hatten bzw. die Startaufstellung auch gefüllt und abgeschlossen war sind wir zu dem Spot, an dem wir den Start schauen wollten, gewandert. Und zwar waren wir dieses Mal auf der Fahrerlagerseite D.h. oberhalb von Kurve 2/3, also Eingangs AMG-Arena mit Blick auf Kurve 1 und die AMG-Tribüne. Bei den drei Starts kam also das Feld aus unserer Sicht links die Start-Ziel-Gerade runter, dann in Kurve 1 und nun quasi direkt auf uns zu. Geile Action war das. Bevor die Autos kamen, haben wir mit nun doch arg kalten Fingern aber erstmal standardmäßig ein kühles Bitburger aus der Dose getrunken. Gibt fast nichts Besseres! Nach dem die drei Gruppen durch sind, haben wir diesen durchaus coolen Spot wieder verlassen. Es ist etwas tricky über den Fangzaun zu fotografieren; obwohl man recht hoch steht, ist der leider doch schnell im Bild. Wir haben auch wieder einmal etwas neidvoll zu den akkreditierten Fotografen heruntergeblickt, die durch die Foto-Öffnungen im Zaun das Geschehen festhalten konnten.

Als dann die Starts durch waren sind wir rüber zu einem unserer Lieblingsspots gestiefelt. Das ist die Tribüne 12A nördlich unterhalb vom Fahrerlager und dort dann weiter nach links, bzw. Süd-Westen (die Frittenbude dort war dieses Mal echt geschlossen, verdammt!). Dort gehen wir immer zur Naturtribüne 12 und den Schotterplätzen noch ein Stück weiter, bis es nicht mehr weitergeht. Man hat hier verschiedene tolle Blickwinkel wie die Autos aus der Bilstein-Kurve kommen, durch den Advan-Bogen donnern bis hoch zur Veedol-Schikane, hinter der sie dann raus auf die Nordschleife fahren. Dort kann man immer noch einen Blick erhaschen, wenn sie aus der Sabine-Schmitz-Kurve kommen.

Diese Spots mögen wir, nun ja, mehr ich (….) sehr, weil sich dort immer nur sehr wenige Zuschauer oder andere Fotografen hin verirren. Man ist also immer unter sich und „unbeobachtet“. Und hat dazu echt geile Sicht und Winkel für tolle Fotos.

Middach

Nun das Highlight. Es heißt ja nicht umsonst „Bierchen und Würstchen“ bei uns! Der Hunger trieb uns zur nächsten Frittenbude, im Fahrerlager. Hier waren wir noch nie. Die besten Fritten mit Currywurst gibt es definitiv unter der Tribüne T4. Aber dahin sind wir ja nicht zurück und haben dieses Mal diese Bude getestet. War leckerst wie immer. Nicht ganz so gut aber dafür ein GIGANTISCHER Teller. Nico hat tatsächlich aufgeben müssen und es nicht geschafft. Aber 10,50 €? Junge Junge…

Auf dem Dach

Nach dem Essen sind wir Richtung Boxenausfahrt und sind dann, nachdem wir vorher schon gesehen hatten dass die Treppen zum Dach über der Boxengasse offen waren, hoch gestiefelt. Und was soll ich sagen? Auf dem Dach war es der fotografische Hammer. Die Sicht ist sensationell, die Foto-Optionen neu und einfach nur genial. Auch auf das Dach vom Turm ausgangs Boxengasse konnte wir drauf. Und das Beste: auch hier nur recht wenige Leute, so dass man sich frei und ungestört bewegen konnte. Für uns ein Novum und ein absolutes Highlight!

Der Rückschlag

Und dann passierte es auf dem Dach. Ich hatte schon länger mit massiven, für mich neuartigen Rückenproblemen zu kämpfen. Extrem schmerzhaft. Der schwere Fotorucksack über den Tag war sicher nicht hilfreich und ich musste mich schon ganz schön disziplinieren und zusammenreißen, um normal weiterzumachen. Aber auf dem Dach eskalierte es plötzlich und ich hatte solche Schmerzen, dass ich nicht mehr konnte und andere Leute mich schon sorgenvoll und mitleidig beobachtet haben. Ätzend. Wir beschlossen einen frühzeitigen Abbruch der Tour, denn ich konnte einfach nicht mehr. Und wenn ich das so sage, dann ist es auch wirklich so.

Wir hatten bereits die Idee, noch an die Nordschleife wegen potenziellem Matsch, Regen und in den Parkplätzen auf den Feldern versinkender Autos, ad acta gelegt. Dafür wird sich dieses Jahr ganz sicher noch die ein oder andere Gelegenheit finden.

Nico hatte aber bereits vorher die bekannte Kamera-Brücke, von der man immer die irren Bilder die ganze Döttinger Höhe hinab sieht ins Auge gefasst. Passend zum Streckenabschnitt Antoniusbuche ist die Brücke Bestandteil vom Antoniusweg. Ich war (natürlich) etwas skeptisch, ist mir doch bekannt, dass die Brücke aus Sicherheitsgründen natürlich von hohen Wänden abgesichert wird. Aber als wir am Auto ankamen schien so schön die Sonne und wir wollten noch nicht, dass es für heute echt schon vorbei sein sollte. Also sind wir hinter dem historischen Fahrerlager am Kreisverkehr links raus, unter der Strecke durch und haben uns einen Weg in die Nähe der Brücke gesucht. Erst wollte Nico alleine gehen, aber als wir dann da waren und geparkt hatten, waren Neugierde und Abenteuerlust größer als die elenden Schmerzen, ich habe mir den Rucksack nochmal übergeworfen und wir sind losmarschiert.

Die Brücke

Auf dem Weg zur Brücke hatten wir einen guten Blick auf die Strecke, ein paar vereinzelte Zuschauer waren zu sehen. Unmittelbar vor der Brücke ist ein Streckenposten. In diesem Bereich ware sehr viele Fahrzeuge geparkt, so dass ich erst dachte, die sind alle an der Brücke. Aber falsch gedacht. Als wir dort ankamen, die Brücke ist übrigens ganz regulär für den Straßenverkehr geöffnet und nutzbar, war dort außer uns kein Mensch. Zwei oder drei Autos fuhren mal durch und eine Familie kam auf einem Spaziergang vorbei.

Wie gedacht ist die Brücke sehr hoch beidseitig von schützenden Wänden abgedeckt. Nun ja, richtig hoch ist anders, wer da den Autos schaden will wird das wohl können. Nicht auszudenken! Mittig Richtung Döttinger Höhe war eine Kamera für den YouTube-Livestream montiert. Wir sind dann erst einmal auf die andere Seite der Brücke und haben quasi um die Wand drumrum fotografiert. Geht auch, ist OK, aber nicht der Knüller.

Dann sind wir auf die grandiose Idee gekommen, unsere Körpergrößen und die Schwenkdisplays unserer Kamera zu nutzen und einfach über die Wand hinweg zu fotografieren. Genial! Allerdings nicht ganz einfach, denn zumindest ich konnte auf dem Display nur sehr wenig erkennen, da die Sonne um die Uhrzeit in einem für genau diese Fotos ungünstigen Winkel stand. Egal. Ich hatte die Kamera zwar mit einer Handschlaufe gesichert, war aber trotzdem sehr vorsichtig. Die Kombi R5 mit 100-500 ist doch so weit über Kopf recht schwierig zu kontrollieren. Und ich habe mich immer gefragt, was wohl passieren würde, wenn mein ausgefahrenes Objektiv (pun intended) in der Filmkamera zu sehen sein würde. Da die mittig über der Strecke positioniert ist, war ich da recht dicht dran.

Jedenfalls war auch diese Aktion ein voller, spaßiger Erfolg und Nico hat einmal mehr untermauert, dass er zu Recht der Spotfinder am Ring ist.

Finito

Wir sind dann zurück zum Auto gewatschelt und bemerkten noch eine Code 60 Zone, im Hohenrain musste etwas passiert sein, wir konnten aber nicht sehen was. Wie wir später feststellen sollten, hat es bei dem Rennen eine ganze Reihe zum Teil auch heftiger Unfälle gegeben. Zum Glück immer nur Blechschäden. Die Nordschleife mit so brutal schnellen Rennsport ist und bleibt halt gefährlich.

Gemütlich und langsam ging es dann zurück nach Siegburg. Zum einen konnte ich mich eh nicht mehr rühren und musste noch fahren (obwohl Nico natürlich angeboten hatte das Steuer zu übernehmen), zum anderen war halt am ersten Osterferien-Samstag, anders als noch am Morgen, ordentlich Verkehr.

In Siegburg habe ich Nico bei sich abgesetzt, zuhause dann erstmal geduscht und Wunden geleckt und dann Fotos gesichert und gesichtet, wie immer.

Fazit

GEIL! Wieder einmal eine einfach nur geile, runde, friedlich-fröhliche, komplikationslose Tour mit jeder Menge Fotos, Spaß, Bierchen und Würstchen (und natürlich Fritten), alten und neuen Perspektiven, viel Lernerei rund um die Fotografie, absolut überzeugenden Motorsport mit geilen Karren! Das Wetter war Ok bis gut (ganz anders als die Vorhersage, die schlimmstes befürchten ließ), und die Technik hat uns beiden einfach wieder nur Spaß und Freude bereitet. Und klar, Nico mit seiner neuen Kamera beim Ersteinsatz an der Strecke hatte natürlich ganz besonders viel Spaß und Spannung. Und eines muss ich auch ganz klar sagen, die Fotos die Nico mit der Kamera schießt (wobei es natürlich nicht nur an der Kamera liegt) sind der absolute Oberhammer!

Für mich ist ein Tag am Nürburgring immer, aber wirklich immer ganz besonders. Und hat einen teilweise größeren Erholungseffekt als eine Woche Urlaub!

Bis zum nächsten Mal. Ende Mai zu den Nürburgring Classics!

Cheers!

P.S. Im YouTube-Livestream hat Nico uns dann auch noch entdeckt:

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